Eine explosive, atemberaubende Geschichte mit Erotik, Agenten,
Krimielementen und Bedrohlichem aus der politischen Gegenwart in Berlin
und aus der Vergangenheit in der DDR.
Zwischen der Assistentin des Botschafters der fiktiven Arabischen Republik Elydien und einem Diplomaten entwickelt sich eine Amour fou,
in naher Zukunft in Berlin, in Zeiten aufgeheizter Aufruhrstimmung.
Die Leidenschaft der beiden wird zur Obsession.
Zugleich passieren immer mehr mysteriöse Dinge in der Botschaft,
die die Protagonistin auch bis in ihre Kindheit in der DDR zurückführen.
Die Liebe schwankt zwischen totaler Hingabe und Verrat in einer zerfallenden politischen Umgebung, in die verschiedene Geheimdienste
und die Hand der ehemaligen Stasi immer stärker mit hineinspielen.
Die Autorin hat selbst eine Zeit lang im Diplomatischen Dienst gearbeitet.

Ein kleiner Auszug aus dem Roman:
„Was, wenn sie die Botschaft angreifen?“
Die Angst in Danas Stimme war nicht zu überhören.
Aus ihrem Nackenknoten hatten sich einzelne Strähnen ihres schwarzen Haares gelöst. Nervös versuchte sie, sie zurückzustecken, aber ihre Finger zitterten zu sehr.
Sie gab auf und sah hilfesuchend zu dem Diplomaten Rayan Mansur,
der mit uns am Fenster stand.
Er reagierte prompt. „Die Botschaft befindet sich unter völkerrechtlichem Schutz.“
Seine Stimme war so besonnen wie immer.
„Die Demonstranten dürfen sie nicht betreten.“
„Als ob im Zweifel jemand danach fragt“, warf ich ein.
Sicherlich nicht die Demonstranten, die vor der Botschaft tobten.
Und mittendrin: Wir.
Seit einer Stunde hätten wir Feierabend gehabt,
aber dank Sicherheitsstufe drei plus durfte niemand die Botschaft verlassen.
Rayan Mansurs Blick streifte mein Gesicht, verharrte einen Moment zu lange.
„Das Gelände der Botschaft ist nicht exterritorial“, erklärte er.
„Die Botschaft selbst schon. Wir sind hier sicher, Tabea.“
Sicher. Umgeben von einem Mob von Anhängern des elydischen Machthabers.
Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Unruhen zwischen ihnen
und ihren Gegnern auch Deutschland erreicht hatten.
Und jetzt waren sie da. Vor der Botschaft.
Um die Botschaft herum. Und wir waren hier drinnen.
Nervös sah ich zu den Demonstranten hinunter.
Mein Blick kreuzte den eines kräftigen Mannes, der in der Masse stand.
Er stieß seinen Nebenmann an und zeigte zu uns herauf.
Instinktiv wich ich einen Schritt zurück.
Ich spürte Schweißtröpfchen auf meiner Oberlippe.
Meine Handflächen waren nass.
„Dass der Botschafter sich seit einer Stunde nicht blicken lässt!“, machte ich mir Luft.
„In so einer Situation!“ [...]
Im weichen Licht des Vorzimmers, weit genug vom Fenster entfernt,
schlang ich die Arme um mich.
Ich sah mich um: Die grün-honigfarbene Komposition von Büromöbeln auf bunten Seidenteppichen war eine wackelige Gratwanderung zwischen Kitsch
und erlesenem Geschmack.
Seit sieben Wochen war dieses arabische Reich mitten in Berlin-Tiergarten
mein neuer Arbeitsplatz.
Ich setzte mich auf meinen Schreibtisch, darauf standen zwei Tischwimpel
der elydischen Staatsflagge.
An der Wand, links von unseren Schreibtischen, glänzte die Lifttür.
Der gebürstete Edelstahl wirkte wie ein Fremdkörper in dieser orientalischen Pracht. Mal, wenn sich die Türen öffneten und Besucher für den Botschafter heraustraten, drang ein Stück der Musik zu uns.
Im Aufzug spielte immer Musik: Klassik, Oldies, Filmmusik.
Rechts von mir waren zwei weitere elydische Nationalfahnen aufgebaut,
daneben – hinter meinem Schreibtisch – prangte ein goldgerahmtes Porträt
des elydischen Staatschefs Aladily.
Sein wohlwollendes Lächeln im Schein der Standleuchte.
Daneben öffnete sich der barocke Empfangssalon des Botschafters.
Angesichts des Lärms, der von draußen zu uns drang, wirkte die ganze Szenerie
wie eine brüchig gewordene Filmkulisse.
Dana und Rayan Mansur kehrten vom Fenster zurück; im Gegenlicht sahen sie aus wie Schauspieler, die ihren Text vergessen hatten ...


